Klettern & Ski fahren: Über die Alpen per Ski

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In vier Tagen über die Alpen? Klar, mit der richtigen Ausrüstung kein Problem! Per Ski und zu Fuß lassen sich diese wunderbaren Berge erklimmen, besteigen, überqueren – bei einer solchen Tour vom Allgäu bis nach Südtirol zeigt sich, dass das Überqueren der Alpen binnen kurzer Zeit keine Extremtour werden muss, sondern dass auch eher unsportliche Urlauber einen wahren Hochgenuss erleben können.

Tag 1: Fröhliche Kletterei über den Hohen Ifen

Der erste Tag dieser Tour wird vergleichsweise wenig anstrengend sein, die Klettertour führt über das Gipfelplateau des Hohen Ifen. Ausgerüstet mit Klettergurten und Kletterseilen können die Reisenden ihre Tour beginnen und die Rucksäcke schon bald für die erste Übernachtung in Zelt und Daunen-Schlafsack auspacken.

Dass der erste Tag so gut verlief, war auch der umfassenden Planung zu verdanken. Es galt, so einfach wie möglich über die Alpen zu kommen, dafür wurden Skipisten mit Gondeln genutzt, Skilifte oder auch schon mal der Bus, um Teilstücke zu überbrücken.

Bepackt mit einem kleinen Rucksack, der außer der Ausrüstung nur das Notwendigste enthielt, ging es also von Oberstdorf mit dem Allgäu-Express zum Ausgangspunkt der Tour. Von der Kanzelwand verlief die Tour über das Kleinwalsertal bis zum Hohen Ifen, wo auch noch gleich eine Abfahrt mitgenommen werden konnte. Später oben angekommen, ließ es sich bis in das grüne Alpenvorland blicken – dann ging es nach kurzem Stopp weiter in Richtung Schoppernau im Bregenzerwald. Eine Pause gab es auf der Sonnenterrasse des Neuhornbachhauses, von hier aus ging es weiter über den Hochtannbergpass bis nach Warth.

Tag 2: Weiter geht die Reise

Am zweiten Tag können die Reisenden den Bregenzerwald bestaunen, der sich doch recht beschaulich präsentiert. Von hier aus geht es ins mondäne Lech.

Angefangen hat an diesem Tag alles mit einer Pause in der Sennerei, in der Käse gekauft wurde. Es ging über den Hang weiter, um dann den Gipfel des Wartherhorns zu erklimmen. Von hier aus verlief die Tour bis nach Lech, wobei sich einige Schwierigkeiten auftaten. Denn der Schnee blieb nicht dort, wo er sollte, sondern klebte an den Skiern. Eine Routenänderung stand somit auf dem Plan, was angesichts der Temperaturen von nahe 10 °C auch nötig war. Um im freien Gelände bis nach St. Anton zu laufen, wurde die Sache zu gefährlich. Also ging es von Zürs aus mit dem Bus nach St. Christoph und erst dort konnten die Skier wieder bestiegen werden. Auf ihnen führte die Reise weiter nach St. Anton.

Lech präsentierte sich mit verschiedenen Open-Air-Bühnen, mit Nachtclubs und allgemein einem regen Nachtleben. Zelt und Daunen-Schlafsack braucht hier niemand mehr, denn Schlafen steht erst an zweiter Stelle. Was bei der Tour über die Alpen innerhalb von vier Tagen natürlich undenkbar war!

Tag 3: Bald ist’s geschafft!

Egal, wie viel Spaß Reisende in Lech haben können – am dritten Tag ging es früh raus und die Tour konnte fortgeführt werden. Mit der ersten Gondel sollte es nach Rendl gehen, von hier aus dann weiter nach Ischgl. Der Anstieg dazwischen war allerdings ordentlich und bestand in fast 1000 Höhenmetern! Hier wurde es doch ein wenig anstrengend, sollte diese Etappe der Tour doch bis zum Mittag geschafft sein. Ging es am Vortag unfreiwillig mit dem Bus weiter, so sollte das heute natürlich nicht wieder passieren – eine Umfahrung der schweren Strecke stand nicht zur Debatte.

Dann war die Kraft aus den Beinen verschwunden, stattdessen machte sich Müdigkeit breit. Doch bald war die Königsetappe geschafft – nur noch diese eine Abfahrt in Ischgl trennte die Reisenden von ihrem Ziel für heute. Dieses Ziel liegt in Samnaun, damit wäre die dritte Etappe geschafft – und das dritte Land auf dieser kurzen Reise erreicht. Samnaun liegt in der Schweiz und von hier aus konnte der Endspurt beginnen.

Geschafft war damit der steile Anstieg, auch die erste rasante Abfahrt wurde gut gemeistert, wobei es zuerst durch frisch gefallenen Schnee ging, danach durch tiefen und schweren Altschnee. Jetzt geht es nur noch über Schnee, der zum Skilaufen mehr als nur perfekt ist. Keine Herausforderungen in Form von Sulzschnee oder Eisplatten!

Mit der Abfahrt ins Tal ging die Reise auch in die Schweiz – die Piste war perfekt, was die Reisenden durchaus gefreut haben dürfte. Die Anstrengungen der letzten Tage machten sich nun aber bemerkbar und die Reise ging nicht per Ski, sondern mit dem Postbus nach Nauders weiter. Die Talstation in Nauders empfing zwar hoch motivierte, dennoch aber sehr müde Reisende, die manchmal durchaus berechtigte Zweifel an dieser Tour als Genusstour anmeldeten.

Von hier aus nun sollte die vierte Etappe beginnen – es galt, italienischen Schnee unter die Füße zu bekommen!

Tag 4: Das Ziel ist erreicht

Der nächste Morgen begann damit, dass sich der italienische Schnee schon fast erschnuppern ließ. Die Landschaft wurde anders und der Schnee weniger. Gerade die hier bereiste Region zwischen Reschenpass und Unterengadin gehört zu den trockensten Gebieten der ganzen Alpen. Die Baumgrenze liegt rund 300 Meter höher als zuvor am nördlichen Rand der Alpen. Hier wachsen auch keine Latschenkiefern, sondern überall stehen Lärchen, die durchaus einen majestätischen Eindruck hinterlassen. Plötzlich rutschten die Reisenden über Betonklötze, die mit Stahlspitzen versehen worden sind – eine Panzersperre! Diese wurde einst von Mussolini errichtet, der damit sein Territorium im Norden kennzeichnete. Die Sperre trägt den Namen „Denti di Drago“ und ist auch heute noch die Grenze zwischen Italien und Österreich. Nun war es also geschafft – Italien war über die Alpen erreicht worden! Schon bald zeigte sich auch der Reschensee und hier wurde klar wie nie, dass man in Italien war. Auf der Piste spricht niemand mehr Deutsch, nur noch die italienische Sprache ist zu hören. Die Skigebiete sind eher klein: St. Valentin oder Belpiano präsentieren sich aber dennoch als wunderschöne Gebiete, die durchaus anspruchsvoll sein können. In Mals allerdings können die Skier endgültig von den Füßen genommen werden, hier im Vinschgau herrscht zu dieser Zeit Frühling und der Schnee ist längst geschmolzen. Das Tal ist zwar dennoch weiß, dies ist aber nur den Apfelbäumen geschuldet, die mit ihren Blüten alles in herrliches Licht tauchen. Die Skiausrüstung wirkt hier doch leicht exotisch und es braucht einen Blick zurück, um festzustellen, dass man selbst aus dem Winter kommt. Kletterseile und Zelt wirken weniger deplatziert, sie können schließlich auch im Frühling verwendet werden. Ob der Daunen-Schlafsack allerdings noch eingesetzt werden kann, ist erst einmal fraglich.


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